Milben beim Meerschweinchen – Alles was du wissen musst
Sollte dein Meerschweinchen an starkem Juckreiz leiden und sich stellenweise sogar blutig kratzen, liegt dies mit hoher Wahrscheinlichkeit an Parasiten beim Meerschweinchen, oftmals Milben. In diesem Ratgeber erfährst du, woran du Milben beim Meerschweinchen erkennst und erhältst eine Menge weitere nützliche Informationen zum Thema Milben und Parasiten beim Meerschweinchen.
Woran erkenne ich Milben beim Meerschweinchen?
Bei Milben handelt es sich um kleinen Spinnentierchen, welche sich in der Haut oder dem Fell festsetzen und sich dort ernähren. Haben Milben Meerschweinchen befallen, kommt es in der Regel zu Haarausfall beim Meerschweinchen, roten Bläschen auf der Haut (häufig bei Herbstgrasmilben), Juckreiz sowie Entzündungen durch ständiges Kratzen. Die Entzündungen kannst du in der Regel an einer trockenen, verkrusteten Haut erkennen. Liegt ein besonders starker Befall vor, kann es auch zu einem Gewichtsverlust beim betroffenen Tier kommen. Achte auch auf Anzeichen wie eine verstärkte Unruhe oder Aktivität, diese können ebenfalls auf Parasiten oder eine andere Erkrankung hindeuten.
Milben-Arten im Überblick
Grabmilben beim Meerschweinchen
Grab- oder Räudemilben (Trixacarus caviae) kommen beim Meerschweinchen relativ häufig vor. Mit bloßem Auge sind Grabmilben nicht erkennbar. Diese Milben-Art lebt ausschliesslich auf der Haut von Meerschweinchen und legt ihre Eier in der Haut ab. Hierfür werden von den Weibchen Gänge in die Haut gegraben. Sobald die Larven geschlüpft sind, graben sie sich wieder zurück auf die Haut. Durch das Beißen und den Speichel sorgen die Grabmilben beim Meerschweinchen für eine Reizung der Haut, woraufhin sich das Tier zu kratzen beginnt. Ohne Behandlung kommt es zu Haarausfall beim Meerschweinchen und kahlen, geröteten, leicht krustigen Stellen. Man erkennt diesen Milbenbefall nebst dem Haarausfall sehr gut an den offensichtlich geschädigten Hautstellen.
Pelzmilbe
Die Pelzmilbe (Cheyletiella) lebt auf der Haut der Tiere, ist aber nur unter einem Mikroskop und nicht mit bloßem Auge erkennbar. Diese Milbenart ernährt sich von der Haut und dem Fell und ist nicht wirtspezifisch. Ihre Eier klebt sie am Fell des Wirts fest. Pelzmilben können auch bei Meerschweinchen vorkommen, sind hier aber meist symptomlos.
Aber Achtung: Bei Pelzmilben (Cheyletiella) handelt es sich um hochansteckende Milben, die verschiedene andere Tierarten wie z.B. Hunde und Katzen und sogar auch den Menschen befallen können und die sogenannte Cheyletiellose auslösen können. Bei starkem Befall kommt es hier zu extremem Juckreiz, kahlen, schuppigen Stellen und im schlimmsten Fall sogar nässenden Wunden.
Haarbalgmilbe
Haarbalgmilben oder sogenannte Dermodex-Milben (Demodicidae) finden sich als natürliche Mitbewohner auf nahezu allen Säugetieren, somit auch auf Meerschweinchen. Auch die menschliche Haut enthält diese Milben. Die Milben leben an den Haaren und in den Haarbälgen und ernähren sich von Talg. Mit bloßem Auge sind die Milben nicht erkennbar. Hauterkrankungen durch diese Tierchen treten nicht auf. Neuste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass diese Tierchen eigentlich gar keine Parasiten sind, sondern ganz in Gegenteil eher nützlich: Alle Säugetiere leben mit ihnen quasi in einer symbiotischen Beziehung: Sie ernähren sich von Talg und reinigen so im Gegenzug die Haut.
Raubmilbe
Die Raubmilbe (Cheyletiella parasitivorax) lebt in der Haut des betroffenen Tieres und ernährt sich von Hautpartikeln sowie von anderen Milbenarten. Raubmilben sind nicht Wirt-spezifisch – das heisst, sie gehen auch auf andere Tiere über. Es gibt diverse Raubmilben-Arten von denen einige gezielt in der biologischen Schädlingsbekämpfung genutzt werden. Die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis zum Beispiel wird seit Jahren erfolgreich zur Spinnmilben-Bekämpfung eingesetzt.
Herbstgrasmilbe
Die Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis) ist auch unter den Namen Grasmilbe, Herbstmilbe, Heumilbe, Erntemilbe, Graslaus, Pfirsichlaus und Erdlaus bekannt. Die Milbe legt ihre Eier auf Grashalmen oder Moos ab, von wo aus dann die Larven schlüpfen und auf einen Wirt übergehen. Die orangefarbenen Larven ernähren sich von Lymphe und Zellsäften, wozu sie sich in die Haut beißen. Du kannst einen Befall mit Grasmilben möglicherweise anhand orangener, kleiner Auflagerungen erkenne, die an Blütenstaub erinnern.
Sonderfall Haarlinge
Bei Haarlingen (Amblycera und Ischnocera) handelt es sich um Ektoparasiten, die zur Ordnung der Tierläuse gehören. Haarlinge gehören somit also nicht zu den Milben. Die etwa 1 bis 1,5 mm großen flügellosen Insekten sind auch mit bloßem Auge erkennbar. Im Gegensatz zu ihren Verwandten, den «echten Tierläusen», ernähren sich die Haarlinge nicht von Blut, sondern von Haaren, Epidermis-Schuppen sowie vom Hautdrüsensekret. Die Tierchen finden sich hauptsächlich im Bereich des hinteren Rückens, des Afters und um den Kopf herum. Einen Befall mit Haarlingen bei deinem Meerschweinchen kannst entweder an den Eiern, die in den Haaren kleben erkennen oder an den 1,5 mm großen Haarlingen selbst, die sich am Haaransatz bewegen.
Mögliche Ursachen für Meerschweinchen Parasiten
Oftmals entstehen Milben beim Meerschweinchen durch ein geschwächtes Immunsystem des Tieres. Doch auch weitere Ursachen wie die folgenden sind möglich:
- Ansteckung bei anderen Meerschweinchen
- Belastung durch Stress
- Unsaubere, feuchte Haltung (zu seltenes Ausmisten vom Gehege)
- Zu viele Tiere auf zu engem Raum
Wie gefährlich sind Milben beim Meerschweinchen?
In der Regel stellen Milben beim Meerschweinchen kein großes gesundheitliches Problem dar. Wird das betroffene Tier frühzeitig behandelt, kommt es zu keinen Folgeschäden. Lediglich in seltenen Fällen kann es ohne eine Behandlung durch den hohen Stresspegel, einem extremen Gewichtsverlust oder einen durch den Juckreiz bedingten epileptischen Anfall zum Tod kommen.
Welche Symptome treten bei Meerschweinchen-Parasiten auf?
In den meisten Fällen erkennst du einen Milbenbefall am Haarausfall beim Meerschweinchen, doch auch andere Symptome können auftreten. Vor allem, wenn die Milben sich tief in die Haut eingraben, kommt es zu einem starken Juckreiz sowie Entzündungen. Am häufigsten von Entzündungen betroffen sind Hals, Schultern und Schenkel. Die Entzündungen kannst du an einer trockenen und verkrusteten oder verdickten Haut erkennen.
Ist der Parasitenbefall besonders stark, kann es zu einem Gewichtsverlust beim Meerschweinchen kommen. In diesem Fall sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, denn ohne Behandlung kann es schlimmstenfalls zum Tod des Tiers kommen. Verhält sich dein Meerschweinchen ungewohnt aktiv oder unruhig, kann dies ebenfalls auf Milben hindeuten.
Sind Milben beim Meerschweinchen auf den Menschen übertragbar?
Von den Milben welche Meerschweinchen befallen können sind folgende auf den Menschen übertragbar:
Grasmilben: Bei Menschen führt der Befall zu Erntekrätze. Diese Hautkrankheit zeichnet sich durch starken Juckreiz und Unwohlsein aus. Nach ungefähr zwei Wochen klingt die Erkrankung aber meist wieder von selbst ab und ist nicht gefährlich.
Pelzmilben: Diese lösen beim Menschen eine Pseudokrätze aus. Diese ist vorübergehend, da der Mensch nur als Zwischen-Wirt für diese Parasiten fungiert. Dennoch sollte direkt nach Auftreten der Milben ein Hautarzt aufgesucht werden, um den Milbenbefall zu behandeln weil sie hochansteckend ist (vor allem für Haustiere) und beispielsweise bei Hunden oder Katzen zu schweren Symptomen führen kann.
Haarbalgmilben: Haarbalgmilben leben sowieso auf dem menschlichen Körper wie auch auf den meisten Säugetieren. Sie ernähren sich von Hautschuppen und sind grundsätzlich ungefährlich – eigentlich sogar eher nützlich wie neuste Forschungen zeigen. Eine Querkontamination mit dem Bakterium Bacillus olerinus kann jedoch unter Umständen zu Akne oder zu Rosacea führen. Sicher ist sich die Wissenschaft jedoch nicht darüber ob dies auch tatsächlich so ist.
Was ist bei Meerschweinchen Parasiten zu tun?
Solltest du bei deinem Meerschweinchen Milben bemerken, solltest du umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann mit einem Mikroskop feststellen, um welche Milbenart es sich handelt und eine entsprechende Behandlung durchführen. Am häufigsten kommen Grabmilben beim Meerschweinchen vor sowie Pelzmilben, Haarbalgmilben und Herbstgrasmilben.
Zunächst geht es an die Versorgung der Wunden. Diese werden desinfiziert und mit Wundheilsalbe behandelt, welche zudem zur Linderung des Juckreizes beiträgt. Der Tierarzt führt anschließend eine Behandlung mit z.B. Ivomec® oder Stronghold® durch. Entweder als Spot-On oder mittels Spritze in eine Vene. Für die weitere Behandlung zu Hause wirst du noch ein Medikament mitbekommen, welches du deinem Meerschweinchen verabreichen musst, denn die Eier schlüpfen erst nach ein bis zwei Wochen. Wird die Behandlung zu früh beendet, kann es zu einem erneuten Milbenbefall kommen.
Du solltest nicht nur das betroffene Meerschweinchen behandeln, sondern auch dessen Mitbewohner, denn die Milben könnten sich auch auf anderen Tieren befinden, selbst wenn diese keine erkennbaren Symptome zeigen. Symptome treten erst bei einem starken Befall auf. Zudem solltest du den Käfig und Zubehör reinigen und desinfizieren. Sollte nach zwei Wochen keine Besserung vorhanden sein, solltest du erneut den Tierarzt aufsuchen.
Welche Hausmittel helfen gegen Milben?
Nicht immer ist ein fertiges Präparat aus dem Handel nötig. Oftmals können auch Hausmittel bei einem Milbenbefall Abhilfe schaffen. Der Vorteil hierbei besteht darin, dass diese Mittel häufig bereits vorhanden sind und somit zügig mit der Behandlung begonnen werden kann. Die folgenden zwei Möglichkeiten bestehen zur Behandlung der Milben mit Hausmitteln:
Kokosöl zur Bekämpfung von Milben
Handelt es sich bei den Milben um Pelz- oder Ohrmilben, kann eine Behandlung mit Kokosöl durchgeführt werden. Hierzu verteilst du das Öl mit der Hand oder einer Bürste im Fell des Meerschweinchens. Wiederhole diesen Vorgang einmal täglich mindestens eine Woche lang. Die Verwendung von Kokosöl ist bedenkenlos möglich. Auch wenn dein Tier das Öl vom Fell leckt, ist dies kein Problem, denn das Öl wirkt auch bei oraler Einnahme.
Essig zur Bekämpfung von Milben
Essig ist nicht nur beim Einsatz im Bad oder der Küche ein Wundermittel, auch zur Bekämpfung von Milben eignet es sich gut. Vermische den Essig einfach mit der gleichen Menge Wasser und fülle das Mittel in eine Sprühflasche. Besprühe damit das betroffene Meerschweinchen und gegebenenfalls die Umgebung. Führe diese Behandlung einmal täglich mindestens eine Woche lang durch. Durch den Essig werden die Milben zwar langsamer getötet als durch das Präparat vom Tierarzt, allerdings werden auf diese Weise auch die Eier abgetötet. Sprühe auf keinen Fall puren Essig auf das Tier und besprühe auch keine offenen Wunden damit.
Das gilt es bei der Behandlung zu beachten
Leben mehrere Meerschweinchen zusammen in einem Käfig oder Gehege, solltest du immer alle Tiere behandeln, denn es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Milben auch auf die anderen Tiere übergegangen sind.
Damit ein erneuter Befall verhindert wird, solltest du zudem auch den Käfig, den Auslaufbereich und die Einrichtung gründlich reinigen. Um sicher zu stellen, dass alle Milben abgetötet werden, wäschst du den Käfig mit heißem Essigwasser aus und spülst ihn anschließend gründlich aus. Im Anschluss besprühst du alles noch mit einem Umgebungsspray gegen Parasiten wie beispielsweise Frontline, Ardap oder Bactazol. Nach der angegebenen Einwirkzeit wischst du das Gehege gründlich aus und lässt es anschließend trocknen und gut auslüften. Sauge außerdem alle Teppiche langsam und gründlich ab und wische die Böden mehrfach.
Reinige zudem alle Einrichtungsgegenstände aus dem Käfig. Die abwaschbaren Teile kannst du mit Essigwasser auswaschen und anschließend abspülen. Teile aus Holz und Kork kannst du im Ofen bei 100 °C für 40 Minuten ausbacken, um so die Parasiten abzutöten. Teile aus Keramik kannst du wenn möglich auskochen oder gründlich abspülen. Nicht abwaschbare Teile wie beispielsweise Heunester solltest du entsorgen.
Die Eier einiger Milbenarten können auch außerhalb des Wirtes mehrere Wochen lang überleben, weshalb eine gründliche Reinigung besonders wichtig ist. Durch das gründliche Abspülen wird zwar ein Großteil der Eier nicht getötet, aber zumindest weggewaschen, sodass ein erneuter Befall verhindert wird.
Geschwächte Meerschweinchen haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin C. Passe das Futter dementsprechend an und bietet mehr vitaminhaltiges Gemüse sowie Kräuter an.
Um einen erneuten Milbenbefall zu verhindern, solltest du auf jeden Fall herausfinden, wie es zu dem Befall gekommen ist.
Fazit
Auch bei der Verwendung von Hausmitteln oder selbst gekauften Mitteln gegen die Milben, solltest du die Behandlung immer mit deinem Tierarzt absprechen. Es ist nicht sehr aufwendig den Milbenbefall beim Meerschweinchen zu behandeln. Um einen erneuten Befall zu verhindern, sollte allerdings die Ursache ermittelt werden. Ein Milbenbefall ist meist auf eines der folgenden Gründe zurückzuführen: eine schlechte Haltung (unsauberer Käfig, zu wenig Platz), ein geschwächtes Immunsystem, Stress oder die Ansteckung bei anderen Meerschweinchen.
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