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Meerschweinchen Zähne: Zahnprobleme erkennen und behandeln

 

Meerschweinchen Zähne wachsen wie bei allen Nagetieren ein Leben lang. Durch eine unzureichende Abnutzung, eine angeborene Fehlstellung der hinteren Backenzähne und andere Ursachen, kommt es beim Meerschweinchen zu einem ungehinderten Zahnwachstum und Zahnerkrankungen. Dies ist für die Tiere hinderlich beim Fressen und bringt enorme gesundheitliche Folgeprobleme mit sich. In unserem Ratgeber erfährst du alles über die Ursachen, Symptome und die richtige Behandlung von Zahnproblemen bei Meerschweinchen.

 

 

Wie erkenne ich Zahnprobleme bei meinem Meerschweinchen?

Auffälligkeiten beim Fressen: Zeigt dein Meerschweinchen Auffälligkeiten bei der Nahrungsaufnahme kann dies ein Anzeichen für eine Zahnfehlstellung sein. Besonders auffällig ist es, wenn das Meerschweinchen besonders langsam frisst, das Futter immer wieder fallen lässt und übertrieben lange kaut, ohne dabei viel Nahrung aufzunehmen.

Speicheln: Speicheln, ein dauerhaft nasses und verklebtes Kinn und Mundwinkel sind beim Meerschweinchen komplett unnatürlich und hängen meist mit Problemen mit den Zähnen zusammen.

Defekte Schneidezähne: Weisst das Meerschweinchen besonders lange, schief gewachsene, oder auch abgebrochene vordere Nagezähne auf, ist das meist ein Alarmzeichen.

Zähneknirschen: Zahnerkrankungen bei Meerschweinchen äussern sich in manchen Fällen durch Knirschen mit den Zähnen. Dies ist ein Anzeichen für Schmerzen oder Unwohlsein.

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Unnatürliche Kieferhaltung: Oftmals halten Meerschweinchen Gebissproblemen das Maul dauerhaft leicht geöffnet oder das Tier weist eine unnatürliche Stellung des Kiefers auf. Manchmal kommen auch auffällige Kieferbewegungen hinzu.

Abmagerung: Offensichtliche körperliche Veränderungen wie Abmagerung in Kombination mit glanzlosem, stumpfen Fell ist ein häufiges Symptom von einem Zahnproblem beim Meerschweinchen.

Verdauungsstörungen: Probleme mit der Verdauung wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen sind beim Meerschweinchen oft die Folge von einem Problem mit dem Gebiss.

 

 

Mögliche Ursachen für Zahnprobleme beim Meerschweinchen

Die Ursachen für Zahnerkrankungen und Zahnprobleme beim Meerschweinchen können vielfältig sein:

Fehlerhafte Zahn- und Kieferanlagen: Tiere mit genetisch bedingten Zahnfehlstellungen oder Fehlstellungen des Kiefers stammen meist aus Vermehrungen wo die Tiere wahllos und ohne Genetik-Kenntnisse vermehrt werden. Es gibt jedoch leider auch immer wieder Rassetiere aus Zuchten welche unter genetisch bedingten Zahnproblemen leiden. Es gibt leider immer noch zu viele «Züchter», welche nicht auf die Gesundheit ihrer Tiere achten sondern wo lediglich die Optik der Tiere im Vordergrund steht. Es ist jedoch äusserst wichtig, dass wenn ein allenfalls zugekauftes Zuchttier nicht ernährungsbedingte Zahnprobleme bekommen sollte oder ein solches Jungtier fällt, diese sofort aus der Zucht genommen werden und die gesamte Zuchtlinie eingestellt wird – seien die Rassetiere auch noch so schön und optisch perfekt! Leider sieht man solche schlechten Anlagen den Jungtieren oftmals nicht an, sondern sie zeigen sich erst mit der Zeit. Es ist eine Tatsache, dass sich fehlerhafte Zahn- oder Kieferanlagen fast immer weitervererben. Tiere mit solchen Anlagen dürfen unter keinen Umständen zur Zucht eingesetzt werden. Ein seriöser Züchter wird darauf achten. 

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Fütterungsfehler: Zahnprobleme bei Meerschweinchen entstehen oftmals auch durch eine falsche Ernährung der Tiere. Meist liegt es an einer nicht ausreichend rohfaserreichen Ernährung. Das heisst im Klartext, dass entweder zu wenig oder das falsche, (zu weiche) Heu gefüttert wird. So können sich die Zähne nur unzureichend abnutzen. Die Fütterung von hartem Brot – mit dem eigentlich gut gemeinten, weit verbreiteten Hintergedanken, dass sich die Zähen abnutzen sollen – ist jedoch komplett falsch. Körnerfutter oder ungeeignete «bunte» Futtermischungen aus der Zoofachhandlung können ebenfalls zu Zahnproblemen führen, da diese nicht wirklich auf die Bedürfnisse der Meeris abgestimmt sind und ein unnatürliches Kauverhalten fördern. Entgegen der Meinung von einigen anderen Meeri-Ratgebern im Netz, können wir aus unseren eigenen, jahrelangen Erfahrungen als Peruaner-Züchter jedoch definitiv NICHT bestätigen, dass das Füttern von Pelletfutter generell zu Zahnproblemen führt. Bei der Fütterung von Pelletfutter ist jedoch zu unbedingt zu beachten, dass es sich hierbei um ein hochwertiges, (nicht zu hartes!) Pelletfutter handelt, welches extra auf die Bedürfnisse von Meerschweinchen abgestimmt ist, am besten ein Zuchtfutter. Auch darf dieses niemals als alleiniges Futtermittel dienen, sondern bitte immer nur in Kombination mit reichlich Heu, Frisch- und Grünfutter!

Unfälle oder Stürze: Abgebrochene oder schief gewachsene Zähne können auf einen Sturz des Tieres zurückzuführen sein, bei dem sich das Meerschweinchen den Kopf angeschlagen hat. Auch bei Vergesellschaftungen sowie erhöhtem Stress in der Gruppe kann es vorkommen, dass die Meerschweinchen aus Panik gegen Wände laufen und sich so die Zähne ausschlagen. Dies kann dazu führen, dass die abgeschlagenen Zähne schief zusammenbeissen und sich folglich nicht mehr ordnungsgemäss abnutzen können. Die Folge können dann chronische Zahnproblem sein.

Gewalteinwirkung: Auch eine Gewalteinwirkung andere Ursache kann quasi der Grundstein für chronische Zahnprobleme sein. Diese können z.B. durch Zahnkürzungen mit der Zange welche nicht sachgemäss durchgeführt werden, Anwendung von Maulspreizern, wie auch durch Gitternagen entstehen. Letzteres ist zu vermeiden, indem man auf Gitterkäfige verzichtet und die Meeris stattdessen in einem artgerechten Gehege unterbringt.

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Durch Gitternagen können die Zähne abbrechen oder selbst die Zahnwurzeln Schaden nehmen – Leider eine nicht seltene Ursache chronischer Zahnprobleme.

 

Andere Erkrankungen: Allgemeine Erkrankungen führen in vielen Fällen zu einer geringeren Nahrungsaufnahme oder gar Nahrungsverweigerung. Infolge dessen kaut das Meerschweinchen weniger und folglich wir das Gebiss weniger abgenutzt, wodurch letztendlich Zahnerkrankungen die Folge sind. Auch krankheitsbedingtes verändertes Kauverhalten, welches z.B. duch eine Ohrenentzündung verursacht wir, kann Zahnerkrankungen begünstigen.

Vitamin- oder Mineralstoffmangel: Ein Mineralienmangel kann ebenfalls zu Zahnproblemen führen. Eine kalziumarme Ernährung führt zu Störungen des Ca:P Stoffwechsels was das gesunde Zahnwachstum beeinträchtigt. Auch Vitamin D oder C Mangel kann für Probleme mit den Meerschweinchen Zähnen verantwortlich sein. Insbesondere bei reiner Wohnungshaltung ist unbedingt darauf zu achten, dass die Tiere genügen Vitamin D erhalten. Dies kann mittels einer UVB-Lampe, Vitamin-D-reicher Fütterung (z.B. Löwenzahn, Brunnenkresse, Johanniskraut, Brennnesseln) oder durch angereichertes Futter bzw. Vitamin-Tropfen gewähreistet werden. Vitamin-C-Mangel kann durch eine ausgewogene Fütterung mit reichlich Frisch- und Grünfutter verhindert werden.

Alter: Bei Alten Meerschwienchen kann es zu Zahnprobleme durch altersbedingte Zahnverschiebungen kommen.

 

 

Behandlung von Zahnerkrankungen durch den Tierarzt

In der Regel wird sich der Tierarzt zunächst die vorderen Schneidezähne anschauen. Hierfür ist ein geübter Griff ausreichend. Um die hinteren Backenzähne und den Bereich des hinteren Mauls einzusehen kann ein Wagenspreizer oder ein Orthoskop verwendet werden. Ein Maulspreizer hingegen darf nicht verwendet werden, da man damit dem Meerschweinchen im schlimmsten Fall den Kiefer brechen kann. Wenn nötig wird der Kopf des Meerschweinchens geröntgt, um zu sehen, ob die Zahnwurzeln schief stehen oder ob dort Abszesses oder Infektionen vorhanden sind. Hierfür ist jedoch eine Narkose notwendig.

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Probleme mit den vorderen Schneidezähnen

Sollten ausschliesslich die vorderen Schneidezähne zu lang sein, wird der Tierarzt die Meerschweinchen Schneidezähne kürzen. Das Kürzen der Schneidezähne sollte jedoch niemals durch abknipsen mit einer Zange erfolgen, da dies zu Haarrissen und lockeren Zähnen bzw. Schäden an den Zahnwurzeln führen kann, was letztendlich auch zur Bildung von Kieferabszessen führen kann. Es ist deshalb wichtig, dass auch für die Kürzung der Schneidezähne ein rotierendes Werkzeug verwendet wird. Die Kürzungen müssen alle 3-6 Wochen wiederholt werden.

Wenn die Zahnwurzel erkrankt ist, muss dieser Zahn entfernt werden. Eine totale Extraktion aller vier Schneidezähne kann beim Meerschweinchen nicht durchgeführt werden – es werden also lediglich die erkrankten entfernt und die anderen regelmäßig kürzt.

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Abgebrochene Schneidezähne wachsen von selber wieder nach. Wichtig hierbei ist aber, dass der entsprechende Zahn auf der Gegenseite gekürzt bzw. angepasst wird. Ansonsten wächst dieser ungehindert und es kann so zu Fehlstellungen kommen. Zudem sollte immer auch die Ursache für die defekten Zähne eruiert und behoben werden.

 

Erkrankungen der hinteren Backenzähne

Sind die hinteren Backenzähne zu lang, müssen diese abgeschliffen werden. Hierfür ist immer zwingend eine Narkose notwendig. Das Einschleifen der hinteren Backenzähne muss nach den Referenzlinien geschehen mittels Entfernung von Zahnharken und -brücken. Auch dürfen dazu ausschliesslich rotierende Werkzeuge verwendet werden. Kürzungen mit einer Zange oder ähnlichem sind absolut tabu, da dies zu schweren Komplikationen wie zum Beispiel Haarrissen bis in den Kiefer und eitrigen Abszessen führen kann. Nach der Behandlung wird in der Regel eine Röntgenkontrolle durchgeführt um mögliche Nachbesserungen gleich in der selben Narkose machen zu können.

Eitrige Zahnwurzeln müssen operativ entfernt werden. Da Meerschweinchen äusserst empfindlich sind was diesen Eingriff anbetrifft, sollte dieser Eingriff gut überlegt sein und es ist immer abzuwägen ob dies noch mit dem Tierwohl zu vereinbaren ist. Auch sollte so eine OP, wenn nur von einem sehr versierten, darauf spezialisierten Tierarzt durchgeführt werden.

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Meist zeigt die Erfahrung leider, dass schwerwiegende Probleme mit den hinteren Backenzähnen, vor allem solche welche auf angeborene Fehlstellungen zurückzuführen sind, generell keine gute Prognose haben. Oftmals würde diesen Tieren ein sehr langer Leidensweg bevorstehen, da diese Zahnbehandlungen regelmässig wiederholt werden müssen, was für die Tiere enormen Stress wie auch Schmerzen bedeutet. Meistens ist es daher die Bessere Entscheidung, solche Tiere einzuschläfern.

 

 

Wie viele Zähne hat ein Meerschweinchen?

Meerschweinchen haben 20 Zähne. Beim Meerschweinchen Gebiss handelt es sich um das typische Nager Gebiss, welches oben und unten aus je zwei Schneidezähnen besteht. Zudem sind keine Eckzähne vorhanden; nach einer großen Lücke folgen die Backen- bzw. Mahlzähne. Pro Seite und Kiefer haben Meerschweinchen drei Mahlzähne und einen Backenzahn.

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