meerschweinchen vergesellschaftung

Meeri-Gruppen: Meerschweinchen Vergesellschaftung

 

Du hast ein neues Meerschweinchen erworben und möchtest nun gerne wissen, wie du es in eine bestehende Meerschweinchen Gruppe integrierst? Wir verraten dir, welche Meerschweinchen Gruppenzusammenstellungen am vorteilhaftesten sind und wie die Meerschweinchen Vergesellschaftung am besten gelingt.

 

 

Integration von Meeris in die Gruppe

Grundsätzlich sind die folgenden Meerschweinchen Gruppen Konstellationen möglich:

  1. Weibchengruppen
  2. Kastratengruppen
  3. Ein unkastrierter Bock und mehrere Kastraten
  4. Bockgruppen (alle unkastriert)
  5. Haremsgruppe (Gemischte Gruppe mit mehreren Weibchen und einem Kastrat)
  6. Größere gemischte Gruppen mit mehreren Kastraten und Weibchen (pro Kastrat mindestens 3 Weibchen)

 

 

Meerschweinchen Gruppenkonstellationen

Hier möchten wir dir die genannten Haltungsformen im Detail erläutern und deren Vor- und Nachteile aufzeigen. Die ersten vier Varianten, haben sich als die erfolgreichsten Strukturen für eine Meerschweinchen Gruppe erwiesen:

 

1. Haremsgruppe

Die Haremsgruppe ist die wohl natürlichste und unserer Meinung nach die beste und artgerechteste Art der Meerschweinchen Haltung. Viele Komplikationen wie z.B. die Gefahr von Eierstockzysten, Streitigkeiten unter Böckchen und Zickereien unter Weibchen treten bei dieser Gruppenzusammensetzung nicht bzw. weniger auf. Daher ist sie auch für Einsteiger in der Meerschweinchen Haltung am besten geeignet.
Ein Harem besteht aus einem Kastraten und mindestens 2 Weibchen. Hierbei solltest du jedoch ein nicht allzu junger Kastrat wählen, da dieser sonst Probleme haben könnte, sich bei den Mädels durchzusetzen.

 

2. Weibchengruppe

Die reine Meerschweinchen Weibchen Gruppe besteht aus zwei oder mehreren Weibchen und ist immer noch die wohl am meisten verbreitete Variante der Meerschweinchen-Haltung. Meistens läuft alles friedlich, auch wenn es gelegentlich zu Zickereien kommen kann. Dies kann jedoch auch in Gruppen mit einem Kastraten passieren und ist eher vom Charakter der Tiere abhängig als vom Geschlecht.

Allerdings muss man sagen, dass die reine Weibchenhaltung eine unnatürliche Gruppen Zusammenstellung ist – in freier Wildbahn gäbe es keine reinen Weibchengruppen. Ein wichtiger Teil des Sozialverhaltens, nämlich das Werbe- und Paarungsverhalten, kann in reinen Weibchengruppen nicht ausgelebt werden. Außerdem hat man bei reinen Weibchengruppen ein vermehrtes Auftreten von Eierstockzysten beobachtet.

 

3. Kastratengruppe

Die Kastratengruppe besteht, wie der Name schon sagt, ausschließlich aus Kastraten. Optimalerweise aus einem Spätkastraten und mehreren Frühkastraten. Der Spätkastrat übernimmt in den meisten Fällen die Rolle des Leittiers. Ausnahmen gibt es natürlich immer, je nach Charakter der Kastraten. Diese Gruppenzusammenstellung ist insofern etwas natürlicher als die reine Weibchengruppe, da sich bei den Wildmeerschweinchen in freier Natur ebenfalls Gruppen aus halbwüchsigen Böckchen bilden.

Bei der Kastratenvariante sind die Tiere kastriert, weil dies in erster Linie für die Gruppenharmonie sehr förderlich ist. Es gibt weniger Rangkämpfe als bei unkastrierten Böcken und die Tiere verstehen sich in der Regel ein Leben lang äußerst gut. Dieser Gruppenzusammenstellung ist meistens sogar friedlicher und harmonischer als eine reine Weibchengruppe. Für Meeri-Anfänger also sehr zu empfehlen.

 

4. Gemischte Gruppe

Gemischte Gruppen bestehen sowohl aus Weibchen wie auch Kastraten. Diese etwas anspruchsvolle Haltungsform ist eher für erfahrene Meerschweinchen-Halter zu empfehlen, da es manchmal zu Spannungen und Rangordnungskämpfen zwischen den Kastraten kommen kann.
Dies ist jedoch in einem gewissen Masse normal – Bei Wildmeerschweinchen entspricht es dem natürlichen Sozialverhalten, dass Blöckchen untereinander um ihre Harems kämpfen.

Erfahrene Halter sollten bei dieser Haltungsform Konflikte und Konfliktpotenzial schnell erkennen und von harmlosen Rangeleien unterscheiden können. Gegebenenfalls muss eingegriffen werden, und im schlimmsten Fall muss ein allzu dominanter Kastrat allenfalls sogar aus der Gruppe entfernt werden (für welchen dann natürlich ein neuer Platz in einer anderen Meeri-Gruppe gesucht werden muss.)

Gemischte Gruppen sollten immer aus deutlich mehr Weibchen bestehen als Kastraten. Auf einen Kastraten empfehlen wir dir mindestens drei Weibchen. Bei den Kastraten ist es zudem ratsam, einen Spätkastraten und mehrere Frühkastraten zu nehmen. Die Frühkastraten sind dem anderen Kastraten in den meisten Fällen unterlegen und es gibt so automatisch weniger Zoff.

 

5. Bock- / Kastraten-Gruppe

Bei dieser Art von Meerschweinchen Gruppe handelt es sich um einen Gruppe von Kastraten, welche mit einen unkastrierten Bock zusammen gehalten werden. Am besten solltest du hier einen ausgewachsenen, unkastrierten Bock wählen und zu diesem junge Kastraten gesellen, im besten Falle frühkastrierte Tiere. Der Bock wird dann automatisch, die dominante Rolle des Rudel-Anführers übernehmen und die Früh-Kastraten quasi als seine «Weibchen» ansehen. Bei dieser Haltungsform besteht allerdings immer ein (sehr!) kleines Restrisiko, dass einer der Kastraten unter Umständen irgendwann mit dem unkastrierten Bock ernsthaft in die Haare geraten kann. Deshalb erfordert auch diese Haltungsform etwas mehr Erfahrung uns ist für Anfänger nur bedingt geeignet. Dieses genannte Restrisiko ist hier jedoch etwas geringer als bei der reinen Böckchengruppe.

meerschweinchen bockgruppe

 

6. Böckchengruppe

Leider ist immer noch die Meinung weit verbreitet, dass sich unkastrierte Meerschweinchen Böcke untereinander nicht verstehen würden. Die Praxis zeigt jedoch, dass immer wieder Meerschweinchen Böckchen erfolgreich miteinander vergesellschaftet werden, und sich ein Leben lang gut verstehen. Die Meerschweinchen Vergesellschaftung kann allerdings etwas länger dauern und allenfalls viel Nerven kosten.

Manchmal gibt es am Anfang Rangordungskämpfe welche sich in der Regel aber wieder legen. Diese Kämpfe sind in einem gewissen Masse normal und auch nötig, da sich so die Rangordnung festlegt. Du solltet also bei Ragnordnungskämpfe erst einmal nicht eingreifen. Es sei denn, die Kämpfe nehmen kein Ende, oder enden sehr blutig – dann solltest du die Böcke umgehend trennen. Du kannst es dann nach ein paar Tagen nochmals probieren mit der Meerschweinchen Vergesellschaftung. Klappt es auch dann nicht, solltest du es in diesem Fall definitiv lassen mit dem Meerschweinchen zusammenführen. Denn es gibt immer wieder Böcke, welche sich partout nicht miteinander verstehen – insbesondere wenn zwei sehr dominante Tiere aufeinander treffen.

 

So klappt es dauerhaft mit der Meerschweinchen Bockgruppe:

Am besten du vergesellschaftest immer einen älteren großen und dominanten (aber sozialen!) Bock mit mehreren Jungböckchen. Der dominante Bock, welcher als «Boss» der Gruppe fungiert, kann sogar einer sein, welcher bereits Deckerfahrung hat. Sobald die Böcke miteinander vergesellschaftet sind, ist Weibchenkontakt jedoch für ALLE, (auch für den Rudel-Chef!) absolut tabu. Sollte es sich beim dominanten Bock um einen ehemaligen Zuchtbock handeln darf selbst dieser ab jetzt keinen Weibchenkontakt mehr haben, auch nicht zwischendurch. Er würde den Geruch der Weibchen natürlich annehmen und bei seiner Rrückkehr in die Bockgruppe würde der reine Geruch nach Weibchen genügen, um die anderen Böcke auf «falsche Gedanken» zu bringen. Dadurch könnten Rangordnungskämpfe entstehen und die Gruppenharmonie unwiederbringlich zerstören.

Wir raten dir ebenfalls dringend davon ab, einen ausgewachsenen unkastrierten Bock (z.B. einen ehemaligen Zuchtbock) in eine bereits bestehende Bockgruppe zu integrieren. In Einzelfallen kann dies wohl klappen, aber in den meisten Fällen würde dies in der gesamten Böckchengruppe Unruhe stiften und im schlimmsten Falle versteht sich dann keins der Tiere mehr mit dem anderen. Ist ein Böckchen jedoch noch sehr jung, kannst du es meistens gut in eine bestehende Bockgruppe integrieren. Am sichersten fährst du jedoch immer, wenn du eine harmonische Bockgruppe so belässt wie sie ist und keinen Anlass zur Unruhe gibst – auch nicht mit Neuzugängen.

Absolut essentiell bei der Böckchenhaltung ist ebenfalls, dass die Tiere sehr viel Platz zur Verfügung haben > mindestens 2 Quadratmeter pro Tier. Die Böcke müssen sich jederzeit ausweichen können, sonst sind Rangstreitigkeiten und Konflikte vorprogrammiert!

Wenn du diese Tipps beherzigst, dann funktioniert es meistens auch auf Dauer mit deiner Meerschweinchen Böckchengruppe.

 

 

Richtige Meerschweinchen Vergesellschaftung

Mit ein paar einfachen Regeln die dem Wesen der Meerschweinchen entsprechen, klappt die Meerschweinchen Vergesellschaftung bestimmt!

  • Meerscheinchen nicht einfach ins Gehege setzen
    Neue Meerschweinchen solltest du nicht einfach mal so in das Revier der alteingesessenen Meeris setzen. Streit ist dann so gut wie vorprogrammiert.
  • Meerschweinchen langsam aneinander gewöhnen
    Du kannst die Käfige der Meerschweinchen nebeneinander stellen, damit sich die Tiere schon einmal aneinander gewöhnen können. Anschließend kannst du die Meeris gemeinsam in einen Auslauf setzen. Bei besonders umgänglichen Tieren ist es auch möglich, auf den ersten Schritt zu verzichten und die Meerschweinchen gleich in einem großen Auslauf zu vergesellschaften.
  • Auf neutralem Boden Meerschweinchen vergesellschaften
    Eine Meerschweinchen Vergesellschaftung sollte immer auf neutralem Boden stattfinden, damit niemand sein Revier verteidigen muss und der Neuzugang keine Nachteile hat. Das kann beispielsweise der Flur sein, die Küche oder ein provisorisches Gehege. Wichtig ist einfach, dass die bestehenden Meerschweinchen das Gehege ebenfalls nicht kennen. Alle Meerschweinchen werden gleichzeitig ins Gehege gesetzt.
  • Den Meerschweinchen genügend Platz bieten
    Wichtig beim Vergesellschaften von Meerschweinchen ist, dass die Meeris viel Platz zur Verfügung haben, um sich bei Bedarf auszuweichen. Pro Tier mindestens 1 m², optimalerweise 2 m².
  • Ausreichend Verstecke zur Verfügung stellen
    Es müssen genügend Unterschlüpfe und Versteckmöglichkeiten vorhanden sein, damit sich die Meeris erstmal aus dem Weg gehen und sich dann langsam annähern können.
  • Ablenkung und Beschäftigung ist die halbe Miete
    Damit der Fokus nicht allzu sehr auf den neuen Meerschweinchen liegt, empfiehlt es sich den Tieren einen Ablenkung bzw. Beschäftigung in Form von Futter anzubieten. Sehr empfehlenswert ist es auch, anfangs mehrere Fressnäpfe und Heuraufen aufzustellen, damit die neuen Schweinchen immer die Möglichkeit haben, in Ruhe etwas zu fressen.
  • Bei Rangordnungskämpfen NICHT eingreifen
    Bei Rangordnungsskämpfen bitte so wenig wie möglich eingreifen, auch wenn es schwer fällt. Aber je öfter man eingreift, desto länger dauern die Rangordnungsstreitigkeiten. Die Meerschweinchen haben dann keine Möglichkeit, die Rangordnung festzulegen und müssen immer wieder aufs Neue damit beginnen, was für die Tiere einen noch viel größeren Stress bedeutet. Es ist absolut normal, dass sich die Meeris zähneklappernd gegenüberstehen und imponieren, sich gegenseitig jagen, und sich auch mal wegbeißen. Auch durch Besteigen / Bespringen machen Meerschweinchen die Rangordnung aus, besonders Böcke und Kastraten. Bitte lasse deine Schweinchen also unbedingt die Rangordnung klären, da erst dann Ruhe in die Gruppe einkehren kann. Einzige Ausnahme: Wenn sich die Meerschweinchen sehr blutig oder so fest ineinander verbeißen, dass sie gar nicht mehr loslassen, oder der Kampf keine Ende nehmen will, solltest du unbedingt dazwischen gehen. Dafür am besten ein Stück Pappe zwischen die streitenden Schweine halten oder die Meerschweinchen mit festen Arbeitshandschuhen trennen. Die Handschuhe sind dabei jedoch wirklich sehr wichtig, damit man nicht selber noch gebissen wird. Du kannst und solltest zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute Vergesellschaftung der Meerschweinchen probieren.
  • Ziehe die Vergesellschaftung von Anfang bis Ende durch
    Bitte die Meerschweinchen nicht ständig zusammen- und auseinander setzen. Die Vergesellschaftung würde dadurch nur unnötig in die Länge gezogen. Davon abgesehen, bedeutet dies sehr großen Stress für die Tiere. Also: Augen zu und durch!
  • Den Schweinchen genug Zeit geben
    Eine Meerschweinchen Vergesellschaftung kann auch gut und gerne einmal 24 bis 48 Stunden dauern. Also bitte nicht vorschnell handeln und den Tieren genug Zeit geben.
  • Meerschweinchen umsetzen ins Gehege
    Wenn sich die Meerschweinchen schließlich auf neutralem Terrain gut vertragen kannst du sie ins reguläre Gehege setzen. Im Vorfeld solltest du das komplette Gehege jedoch gründlich säubern, frisch einstreuen und die Gehegeeinrichtung umstellen. So ist alles geruchsneutral und für alle wieder neu.

Wenn du diese Tipps beherzigst, stehen deine Chancen sehr gut, dass die Vergesellschaftung deiner Meerschweinchen dauerhaft funktioniert!

 

Du möchtest ausserdem gerne wissen, wie deine Meeris in der Gruppe untereinander kommunizieren? Kein Problem – darüber haben wir einen separaten ausführlichen Artikel geschrieben: Meerschweinchen Geräusche und Körpersprache

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